“UNGEZÄHMT”

16. Mai 2021
Buchempfehlung

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Von Glennon Doyle, erschienen 2020, Rowohlt/Polaris

Glennon erzählt in diesem Buch von ihren Versuchen und Anstrengungen als Kind, als Mädchen, als Frau gut zu sein, zu entsprechen, sich anzupassen.

Sie vergleicht sich mit einer Gepardin, die sie im Zoo beobachtet. Die Tierpflegerin antwortet auf die Frage ob das Tier die Wildnis vermisst: „Tabitha ist hier geboren. Sie kennt es nicht anders. Sie hat die Wildnis nie erlebt. Tabitha hat bei uns ein gutes Leben. Hier ist es viel sicherer für sie als draußen.“

Glennon spürt: „Ich sollte dankbar sein. Es geht mir gut. Es ist verrückt sich nach etwas zu sehnen, dass vielleicht gar nicht existiert.“

Glennon heiratet, bekommt drei Kinder und wird eine erfolgreiche Bestsellerautorin.

Sie fühlt sich wie Tabitha im Käfig, in einem angepassten Körper, mit erlaubten Gedanken und erwarteter Sexualität.

In „Ungezähmt“ erzählt sie Geschichten, wie sie sich aus dem Käfig befreite.

Der Ehemann betrügt sie mit anderen Frauen, das Paar macht eine Therapie.

Glennon lernt Schmerz für sich zu definieren: „1. Ich kann alles fühlen und überlebe trotzdem. 2. Ich kann Schmerz nutzen um zu werden.“

Sie fragt nicht mehr nach Erlaubnis, tut nur das, was als Nächstes kommt, hört auf „ihre Stimme der inneren Weisheit.“ Diese Weisheit hat keine Worte, Glennon muss sich nicht mehr erklären.

„Dieses Leben gehört nur mir. Ich habe mir abgewöhnt andere um die Wegbeschreibung zu Orten zu bitten an denen sie selbst noch nie gewesen sind. Es gibt keine Landkarte. Wir sind alle Pioniere.“

Glennon beschreibt einen Abend auf der Couch mit Craig, ihrem Ehemann. Er hat sich ehrlich entschuldigt, mit ihr eine Therapie begonnen, geduldig gewartet.

Sie kocht neben ihm vor Wut, er sitzt daneben, ahnungslos wie es ihr geht. Glennon bemerkt, dass diese Wut für sie bestimmt ist. „Was sagt mir die Wut über mich, nicht über ihn?“

Sie beginnt Craig als guten Vater zu sehen, als Mann mit dem sie befreundet sein will. Mehr nicht.

Sie beginnt an sich zu glauben, der Spalt zwischen Wissen und Tun wird kleiner, sie fühlt sich erwachsen und als eigene Chefin.

Glennon lernt Abby, eine Fußballerin, bei einer Buchpräsentation kennen. Sie verlieben sich, heiraten.

Abby gibt ihrer Frau das Gefühl wertvoll zu sein, ohne sich diese Eigenschaft verdienen zu müssen.

Abby lehrt sie, dass Wut getauscht werden kann, gegen eine angemessene Überzeugung.

Liebe bedeutet zu vertrauen, dass auch andere fühlen und wissen, Visionen, Ideen, Ziele haben. Und sie dann dabei begleiten und unterstützen.

„Wir sind nicht in die Welt, die wir jetzt haben, hineingesegelt. Wir haben sie gemacht.

Je mutiger ich bin, desto mehr Glück habe ich im Leben.“